Am Abend des 5. Juli 2006 krabbelte überraschend ein Cheiracanthium-Männchen über meinen Schreibtisch in meiner Wohnung im Stadtgebiet von Nürnberg. Nach dem Einfangen konnte ich folgende Bilder fotografieren:
Auf Nachfrage im Martin Lemke's Spinnen-Forum haben Aloys Staudt und andere Teilnehmer die Art als Cheiracanthium mildei (L. Koch, 1864) bestimmt. Somit stellt dieser Fund den ersten Nachweis dieser Art in Bayern dar (siehe Nachweiskarten der AraGes). Dies wurde auch von Theo Blick bestätigt.
Die anderen Funde von C. mildei in Deutschland konzentrieren sich auf das Rheintal und Maintal. Die Art scheint sich hierzulande entlang der Flusstäler nach Norden auszubreiten. In anderen Regionen, z. B. in Nordamerika, wird die Art hauptsächlich synanthrop gefunden.
Auffällig an diesem Exemplar war ein Parasit, offenbar die Larve einer Schlupfwespe, die sich um den Pedicellus der Spinne festgesetzt hatte. Deshalb beschloss ich, die Spinne nicht sofort wieder freizulassen, sondern die weitere Entwicklung zu beobachten.
Die Spinne ist über Nacht gestorben. Sie hatte sich in einer Ecke des Fangbehälters einen Schlupfwinkel gesponnen, war dann darin jedoch verendet.
Die Larve des Parasit hat sich von der Spinne abgelöst und hat sich in einer anderen Ecke des Fangbehälters eingesponnen und verpuppt.
Aus der Puppe ist das erwachsene Tier geschlüpft.
Es handelt sich um eine Schlupfwespe (Familie Ichneumonidae). Die genaue Art wurde nicht bestimmt.
Mittlerweile enthalten die Nachweiskarten einen weiteren Fund von Cheiracanthium mildei, von Dr. Rainer Breitling, Groningen, aus den 90er Jahren. Dieser Nachweis war im Juli 2006 noch nicht verzeichnet. Somit ist mein Fund nicht mehr der Erstnachweis in Bayern. Beide Funde zusammen bleiben jedoch die bisher einzigen in Bayern.